Trauer während des Generationswechsels

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„Alles im Leben hat seine Zeit.“

Normalerweise verbinden wir Trauer mit dem Verlust eines geliebten Menschen. Aber auch eine Trennung, der Bruch einer Beziehung oder die Unternehmensübergabe sind durch Trauerprozesse gekennzeichnet – sowohl bei den NachfolgerInnen als auch bei den ÜbergeberInnen.

Betrachten wir zunächst die NachfolgerInnen: So kommt es gar nicht so selten vor, dass diese durch den (plötzlichen) Tod der Alt-Unternehmerin/des Alt-Unternehmers die Nachfolge antreten müssen. Ohne einen (nicht abgeschlossenen) Übergabeprozess müssen diese dann die Aufgaben des Familienunternehmens übernehmen bzw. sehen sich in ihrer Pflicht. Neben der Bewältigung des Verlustes des Elternteils werden sie zusätzlich mit den Anforderungen des Familienunternehmens konfrontiert. Aber auch während einer „normalen“ Übergabe unterliegen NachfolgerInnen Trauerprozessen, wie z.B. der Abschied von ihrem alten Leben.

Auf der anderen Seite stehen die ÜbergeberInnen: Sie müssen sich während der Nachfolge (un-)bewusst mit dem Abschied von ihrem Unternehmen beschäftigen. Ein Teil ihrer Identität geht verloren. Dies kann ihnen buchstäblich den Boden unter den Füßen wegreißen. Das kann innerlich Wut auf sich selbst und auch auf die NachfolgerInnen auslösen. Dabei wird allerdings nicht immer unbedingt um den Verlust des Unternehmens, des Lebensabschnitts oder der Situation getrauert, sondern eher um die gemeinsame Zeit und die (zu füllende) Lücke, die in ihnen selbst auf einmal durch den drohenden Verlust des Familienunternehmens aufklafft.

Nach Kübler-Ross existieren 5 Phasen der Trauer:

  1. Verdrängung
  2. Wut
  3. Verhandlung
  4. Verzweiflung
  5. Akzeptanz

„Wird der Trauerprozess nicht ernst genommen bzw. gewürdigt, blockiert dies u.U. den Übergabeprozess.“

Wichtig ist, dass diese Phasen nicht nacheinander durchlaufen werden und diese dann jeweils abgeschlossen sind. Nein! Es geht oftmals einen Schritt vor und zwei zurück! Wichtig ist aber zu begreifen, dass die Trauer einen Prozess darstellt, der zur Bewältigung des Verlustes beiträgt. Wird die Trauer allerdings nicht ernst genommen bzw. verdrängt, kann sich diese über Jahre hinziehen.

Warum ist mir das Thema gerade für den Nachfolgeprozess und vor allem für NachfolgerInnen so wichtig? Aus meiner Erfahrung mit Unternehmerfamilien und meiner eigenen Arbeit als Trauerbegleiter wird der Trauerarbeit, d.h. dem Ablöseprozess während des Generationenwechsels zu wenig Beachtung geschenkt. Von Seiten der ÜbergeberInnen besteht oftmals eine gewisse Hemmung darüber zu sprechen; es sich zu erlauben und die NachfolgerInnen begreifen nicht, warum die/der ÜbergeberIn nicht endlich loslässt. Hier nehme ich besonders Dich als NachfolgerInnen mit in die Verantwortung, da Du einen wesentlichen Einfluss darauf hast, diesen Trauerprozess zu unterstützen. Auf der anderen Seite soll Dir das Geschriebene auch ein Verständnis darüber bereitstellen, warum Deine Eltern vielleicht nicht loslassen können und häufig Konflikte auftreten.

Aber was kannst Du als NachfolgerIn tun: Zunächst einmal solltest Du diese Thematik ernst nehmen. Diese tritt bei vielen Generationswechseln auf und daher vielleicht auch bei Deinem. Vielleicht erhältst Du so ein wenig mehr Verständnis für die Verhaltensweisen Deiner Eltern. In einem weiteren Schritt ist es sehr hilfreich einen Raum bereitzustellen, in dem offen über diese Thematik des Ablösens gesprochen werden kann, mit Verständnis und ehrlichem Interesse. Reden löst, unterstützt die Ablösung und verhindert Konflikte. Deine Eltern fühlen sich ernstgenommen und wertgeschätzt. Am Ende einer Nachfolge kann dann ebenfalls ein Ritual sehr hilfreich sein, beispielsweise eine Verabschiedungsfeier mit einer offiziellen Schlüsselübergabe. Aber hier gibt es viele zu Deiner Familie passende Möglichkeiten.

Wichtig ist, dass die ÜbergeberInnen während des Nachfolgeprozesses für sich klären: Wer war ich, wer bin ich und vor allem wer will ich nach der Nachfolge sein?

Möchtest Du mehr über Trauer erfahren? Dann lese meinen Artikel darüber: Trauer – alles im Leben hat seine Zeit

Welche Erfahrungen hat Du gemacht? Wie siehst Du das? Schreibe mir gerne eine persönliche Nachricht, wenn Du mehr darüber erfahren möchtest, wie Du Deine Nachfolge erfolgreich gestalten kannst.