#03: Von Kontrolle zu Kohärenz

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„Eine Organisation lebt nicht von Effizienz, sondern von der Lebendigkeit ihrer Menschen.“

Kontrolle gibt Sicherheit. Zumindest scheinbar. Viele Organisationen haben sich jahrzehntelang an der Idee orientiert, dass alles steuerbar ist – Menschen, Prozesse, Ergebnisse. Doch heute spüren wir: Diese Logik stößt an ihre Grenzen.

Pläne zerfallen, Märkte verändern sich schneller, Menschen lassen sich nicht mehr in alte Rollen pressen. Was früher Stärke war – Kontrolle – wird heute oft zum Hemmschuh. Denn Kontrolle basiert auf Angst. Angst, etwas zu verlieren. Angst, Fehler zu machen. Angst, nicht genug zu sein. Doch Angst bindet Energie. Sie verhindert Entwicklung – nicht nur der Menschen, sondern auch die der Organisation.

„Gesundheit entsteht, wenn Strukturen nicht nur funktionieren, sondern stimmig sind.“

Salutogenese bietet hier einen anderen Blick. Sie fragt nicht: „Wie verhindern wir Krankheit?“ Sie fragt: „Wie entsteht Gesundheit?“ Übertragen auf Organisationen heißt das: Nicht Kontrolle macht eine Organisation zukunftsfähig, sondern Kohärenz. Kohärenz bedeutet, dass Menschen das Gefühl haben, die Welt, in der sie handeln, ist für sie verständlich, handhabbar und bedeutsam. Nur dann bleiben sie im Fluss – innerlich wie äußerlich.

Um eine kohärente Haltung zu implementieren und zu leben, bedarf es aber eines Perspektivenwechsels – eine Einladung zur inneren Bewegung. Was wäre,

  • wenn Organisationen weniger auf Kontrolle setzen – und mehr auf Vertrauen?
  • wenn das Ziel nicht wäre, Risiken zu vermeiden, sondern Möglichkeiten zu öffnen?
  • wenn Führung nicht mehr hieße, Ergebnisse durchzusetzen, sondern Kohärenz zu pflegen?

„Eine Organisation, die lebt, muss nicht perfekt sein – sie muss sich selbst spüren können.“

Das klingt vielleicht (zu) weich. Aber Kohärenz ist alles andere als weich: Sie entscheidet, ob Menschen innerlich anwesend sind oder nur noch innerlich kündigen. Ob sie sich verbunden fühlen oder nur noch funktionieren.

Vielleicht kennst du es aus deinem eigenen Alltag:

  • Dort, wo du dich verstanden fühlst, wächst Energie.
  • Dort, wo du den Sinn siehst, gehst du freiwillig den extra Schritt.
  • Dort, wo du dich handlungsfähig erlebst, entsteht Vertrauen.

Das Gleiche gilt für Organisationen. Sie sind keine abstrakten Gebilde, sondern Resonanzräume. Sie spiegeln, wie Menschen sich in ihnen fühlen. Kohärenz ist dabei kein Luxus. Sie ist die Basis. Ohne sie gibt es keine echte Bindung, keine echte Kreativität, keine echte Zukunftsfähigkeit. Oftmals reichen hier kleine Schritte. Ein klares Gespräch. Ein offener Prozess. Eine Sprache, die weniger Druck und mehr Verbindung schafft.

Abschließend gilt: Kontrolle hält fest – Kohärenz lässt wachsen – nicht nur den Menschen, sondern die gesamte Organisation.