Salutogene Perspektive
Die salutogene Perspektive richtet den Blick auf das, was Menschen und Organisationen innerlich trägt. Sie interessiert sich für jene Kräfte, die Orientierung ermöglichen, Beziehungen stabilisieren und Handlungsspielräume offenhalten – besonders dann, wenn äußere Anforderungen wachsen und gewohnte Muster an ihre Grenzen kommen.
In einer Gegenwart, die von Dynamik und Verdichtung geprägt ist, zeigt sich Gesundheit nicht als festes Gleichgewicht, sondern als bewegliche Art, mit der eigenen Wirklichkeit in Kontakt zu bleiben. Sie entsteht dort, wo Menschen nachvollziehen können, was geschieht, Einfluss auf ihr Tun erleben und spüren, dass ihr Beitrag Bedeutung hat. Kohärenz beschreibt diese Erfahrung als Ganzes – eine Qualität, die sich nicht in einzelnen Personen verorten lässt, sondern im Spannungsraum zwischen ihnen und ihrer Umwelt entsteht.
Organisationen erscheinen damit nicht als technische Apparate, sondern als soziale Räume, in denen Sinn entsteht und geteilt wird. Wie klar Strukturen wirken, wie tragfähig Beziehungen sind oder wie verständlich Kommunikation verläuft — all das beeinflusst, ob Menschen sich orientieren können und ob ein System Halt vermitteln kann.
„Stimmigkeit entsteht dort, wo Verstehen, Gestalten und Zugehörigkeit zusammenfinden.“
„Stimmigkeit entsteht dort, wo Verstehen, Gestalten und Zugehörigkeit zusammenfinden.“
Die salutogene Perspektive fragt daher nicht nach Defiziten, sondern nach den Bedingungen, unter denen Komplexität bewältigbar bleibt. Sie hilft zu erkennen, wann etwas stimmig wirkt, warum Stabilität an manchen Stellen verloren geht und welche Kräfte Systeme wieder in Bewegung bringen können. Sie beschreibt kein Ideal, sondern einen Denkrahmen, der innere Logiken sichtbar macht und Veränderung verstehbar macht.
„Gesundheit ist weniger ein Zustand als eine Art, mit der Welt in Beziehung zu treten.“
„Gesundheit ist weniger ein Zustand als eine Art, mit der Welt in Beziehung zu treten.“
In diesem Verständnis ist Salutogenese keine Methode, sondern eine Haltung. Sie öffnet den Raum für Fragen wie:
- Was unterstützt Klarheit?
- Was ermöglicht Handlungsfähigkeit?
- Was verbindet Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit?
- Und wie lässt sich Wirklichkeit so ordnen, dass sie Orientierung bietet, ohne Vielfalt einzuschränken?
Diese Perspektive prägt meine Publikationen und Vorträge. Sie dient mir als Linse, um die Mechanismen zu beschreiben, durch die Organisationen Stimmigkeit erzeugen und durch die Menschen Zugehörigkeit erleben. Dort, wo diese Zusammenhänge erkennbar werden, entsteht eine Form von Klarheit, die nicht vereinfacht, sondern verstehbar macht – und Komplexität in eine fühlbare Ordnung bringt.